Schlussbericht zur Testplanung Güterbahnhof zerpflückt geplanten Autobahnanschluss

Der Schlussbericht des Beurteilungsgremiums zur Testplanung Güterbahnhof legt die Probleme im Zusammenhang mit dem geplanten Autobahnanschluss gnadenlos offen. Für die SP stellt sich die Frage, inwieweit sich die politischen Verantwortlichen die Fachmeinungen ernst nehmen. Sie fordert, die Pläne für einen Autobahnanschluss nicht mehr weiterzuverfolgen.

Was im Mai beim Abschluss der Testplanung nur mit einigen Worten angedeutet wurde, ist nun in einem offiziellen Bericht des Kantons schwarz auf weiss nachzulesen. Dieser liest sich wie eine Auflistung von Argumenten gegen den geplanten Autobahnzubringer. Punkt für Punkt wird dargelegt, warum der geplante Autobahnanschluss enorme städtebauliche Probleme aufwirft. So dürften sich die politischen Verantwortlichen die Ergebnisse zu Beginn der Testplanung wohl nicht vorgestellt haben.

Expertengremium lässt kein gutes Haar an Knoten St.Leonhard

Der Schlussbericht lässt vor allem am «wuchtigen» Knoten St.Leonhard kein gutes Haar: «Hohe Trennwirkung», «Immissionen für die nahen Wohnquartiere», «prägend für das Stadtbild», «Verschlechterung der ÖV-Priorisierungsmöglichkeiten». Im Bericht heisst es nüchtern: «Nach Einschätzung des Beurteilungsgremiums konnte mit der Testplanung noch keine Lösung für eine qualitative städtebauliche Integration des Anschlusses Güterbahnhof, insbesondere im Kopfbereich an der Geltenwilenstrasse, gefunden werden.» Heisst: Die Ausbildung des Knotens tangiert den Fuss- und Veloverkehr sowie den öffentlichen Verkehr derart, dass sie dem Mobilitätskonzept 2040 zuwiderlaufen. Ebenfalls fördert der Bericht Fragen bzgl. Denkmalschutz angrenzender Gebäude zutage. Völlig ungeklärt ist zudem die Realisierbarkeit der Untertunnelung des Güterexpeditionsgebäudes. Nicht weniger als 11 Kontra-Punkte zum Knoten St.Leonhard identifizieren die Fachpersonen, die den Bericht im Auftrag des Kantons und der Stadt erstellt haben. Pro-Argument fallen nur deren vier ein.

Abenteuerliche Argumentation von Stadt und Kanton

Während die Ergebnisse für die SP wenig überraschen kommen, erstaunt die Interpretation des Berichts durch Stadt und Kanton in der gestrigen Medienmitteilung umso mehr. Geradezu unseriös ist die Aussage, wonach es das Ziel sei, das Areal noch vor der Fertigstellung des neuen Anschlusses bis 2040 zu überbauen. Im Beurteilungsbericht ist davon mit keiner einzigen Silbe zu lesen. Dort heisst es vielmehr, dass die zu erwartenden Emissionen und Installationsflächen der Baustelle für den Anschluss je nach Umsetzung eine sinnvolle Etappierung der Arealentwicklung erschweren würden. Für die SP stellt sich daher die Frage, ob die politischen Verantwortlichen den Bericht überhaupt gelesen haben und worauf sie sich bei dieser scheinbar aus der Luft gegriffenen Zielformulierung stützen.

Kanton und Stadt blind gegenüber Fachmeinung

Je konkreter die Pläne, desto klarer zeigen sich die grundsätzlichen Probleme. Der kritische Unterton im vorgelegten Schlussbericht lässt aufhorchen. Für Peter Olibet, Co-Präsident der städtischen SP ist offensichtlich: «Auch den Fachexpert*innen ist die Unterbringung eines Autobahnanschlusses mitten in der Innenstadt nicht geheuer. Der Schlussbericht zur Testplanung zeigt, wie weit fachliche Einschätzung und die politische Planung auseinanderliegen. Der Kanton und die Stadt dürfen die Augen nicht mehr länger vor den Tatsachen verschliessen.» Die SP fordert, dass Kanton und Stadt sofort die Reissleine ziehen.

Nun liegt es an Regierung und Stadtrat zu erklären, mit welchen Argumenten sie sich gegenüber dem wenig schmeichelhaften Bericht stellen wollen. Die offensichtlichen Probleme im Zusammenhang mit der Arealplanung Güterbahnhof kann gerade der Stadtrat, wenn seine selbstgesteckten Klima- und Mobilitätsziele ernstgenommen werden sollen, schlicht nicht mehr schönreden. Da hilft es wenig, dass der geplante Erhalt des Güterexpeditionsgebäudes als Massnahme schönfärberisch im Sinne des Netto-Null-Ziels dargestellt wird – notabene im Zusammenhang mit dem Neubau eines Autobahnanschlusses.

(Medienmitteilung vom 7. Juli 2022)

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Animation laden...Animation laden...Animation laden...

Newsfeed